Spurensuche in Frankreichs Hauptstadt

Eiffelturm, Louvre, Champs-Elysées oder Moulin Rouge sind alles gute Gründe, um eine Reise in die französische Hauptstadt zu wagen. Doch auch aus reformierter Sicht hat Paris einiges zu bieten. Anfang des 16. Jahrhunderts nahmen die kirchlichen Reformideen in Paris ihren Lauf, die schließlich in die Gründung einer Reformierten Kirche mündeten. Es war eine Kirche „unter dem Kreuz", wie es die Verfolgungen der Hugenotten zeigten. Im heutigen Paris bilden die Protestanten nur noch eine kleine Minderheit. Ihre Geschichte kann während eines Rundgangs nur noch erahnt werden.

Beginnen könnte eine solche Erkundungstour zunächst in der Bibliothek der „Société de l'histoire du Protestantisme Français" in der Rue des Saintes-Pères, ein verwunschener Ort, an dem die Zeit im 19. Jahrhundert stehen geblieben ist. Neben bedeutenden Bücherschätzen und Archivalien (zum Beispiel Briefe der hugenottischen Märtyrerin Marie Durand oder Johannes Calvins) beherbergt das in einem Hinterhof gelegene Gebäude auch museale Kostbarkeiten. Nebst wertvollen Gemälden erwartet den Besucher auch eine historische Zehn-Gebote-Tafel, welche einst in einer Kirche in der Normandie hing. Empfehlenswert ist, dass man sich vor Reisebeginn um eine Bibliotheks-Führung oder eine protestantische Stadtführung bemüht.

Paris

Der Bibliotheksaufenthalt bildet eine hervorragende Basis für einen Rundgang auf den Spuren des reformierten Paris. Empfehlenswert ist eine etwa 90-minütiger von Stadführern begleiteter Rundgang. Unweit der Bibliothek findet sich mit der Abteikirche Saint-Germain-des-Prés ein Ursprungsort der Reformideen, deren Protagonist der Abt Guillaume Briçonnet war. Durch ihn kamen der französische Theologe und Humanist Jacques Lefèvre d'Etaples und seine Anhänger nach Paris, darunter auch Guillaume Farel, der Mitstreiter Calvins in Genf. Im Gegensatz zur Kirche ist das Kloster nicht mehr erhalten.

Jeder Rundgang führt natürlich durch die enge Rue Visconti. Deren heutigen Häuser wurden auf den Grundmauern von Gebäuden errichtet, die bereits in der Reformationszeit standen. Besonders ist die Hausnummer 4, hier befand sich einst das Gasthaus des Vicomte, in dem sich vom 25. bis 29. Mai 1559 die erste Nationalsynode der reformierten Kirche in Frankreich heimlich versammelte. Von dort ist es nicht weit bis zum Louvre-Viertel, das als Zentrum der berüchtigten Bartholomäusnacht am 23. August 1572 für tausende Hugenotten in der Stadt an der Seine zur tödlichen Falle wurde.

Vom Louvre gelangt man auf kurzem Wege zur „Hauptkirche" der heutigen reformierten Kirche in Frankreich, die Kirche des Oratoire, welche jedoch erst im 19. Jahrhundert an die Protestanten übergeben wurde. Ein Besuch dieser ehemaligen Klosterkirche wäre lohnend, allerdings ist sie die meiste Zeit geschlossen. Ein passender Abschluss des Stadtrundganges durchs protestantische Paris wäre das 1889 errichtete Denkmal des in der Bartholomäusnacht ermordeten Hugenottenführers Gaspard de Coligny an der Chorseite zur Rue de Rivoli.

Von Nadine Kaminski

 

Informationen:
Deutschsprachige Stadtführungen werden angeboten über das Begegnungszentrum der Evangelischen Kirchen in Europa „Foyer le Pont Paris". Das Foyer le Pont bietet auch gute und preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten.
86 rue de Gergovie
F-75014 Paris
Tel.: 0033/145425121

Internet: www.foyerlepont.info/


Die Bibliothèque de la Société de l'histoire du Protestantisme Français befindet sich an:
54 rue des Saints-Pères
75007 Paris
Tel. 0033/145486207
Internet: www.shpf.fr

Sinnvoll ist auch ein Besuch des Virtuellen Museum des französischen Protestantismus www.museeprotestant.org.